Thailand bekommt Müll-Problem nicht gelöst

Thailand – Im Februar 1979 klagten Thailändische Fischer in der Bangkok Post darüber, dass sie inzwischen mehr Plastik aus dem Meer fingen als Fische. Vor 44 Jahren also. Doch danach wurde alles noch schlimmer. So schlimm, dass sich die Warenhauskette 7-Eleven entschloss, 40 Jahre später, am 26.11.2019, folgenden Versuch zu starten: „137 Filialen von 7 Eleven in ganz Thailand werden ab Montag keine Plastiktüten mehr anbieten. Dies ist Teil eines Versuchs, bevor Anfang 2020 ein landesweites Verbot in Kraft tritt“. Es gab dafür viele Unterstützer. Ziel war, die Plastikflut um 30 Prozent zu senken. Daraus wurde nichts. Nach einer Veröffentlichung der Heinrich-Böll-Stiftung stieg der Plastik-Verbrauch während der Pandemie in 2021 um 40 Prozent, auch wenn einzelne Kunststoffprodukte verboten wurden.

Scheitern vor der Plastiklobby

Insgesamt gesehen blieb das kollektive Versagen, die Plastikflut zu beherrschen und das Scheitern gegenüber der Plastiklobby. Allen voran ist das Land China als Produzent zu nennen, das die Welt mit Plastik der verschiedenen Art und geringer Nachhaltigkeit regelrecht zuschüttet, aber den eigenen Plastikmüll nicht mehr zurück möchte. Wer einmal in Bangkoks Chinatown war, weiß, wovon die Rede ist. Nach Thailändischen Statistiken wuchsen die importierten Kunststoffabfälle aus aller Welt im Jahr 2018 auf mehr als 500 Tsd. Tonnen, jährlich 10mal mehr als von 2015. 2020 ging der Import auf ca. 151 Tsd. Tonnen zurück. Weltweit werden für die geschundene Umwelt bis 2050 ca. 12 Milliarden Tonnen Kunststoffabfälle prognostiziert. Eine Horrorvorstellung.

Plastik ist so bequem

Sieht man heute Menschen bei 7-eleven einkaufen, ist jedes einzelne Teil in Plastik eingewickelt, eingeschweißt oder anderweitig verpackt. Hinzu kommt noch die einzelne Plastiktüte und die große Tüte, wo alles hineinkommt. Motorräder sind oft mit ganzen Tüten behangen. Da in Thailand selten zu Hause gekocht wird, sondern das „take-away“ die bevorzugte Beköstigungsmethode ist, wird auch dort alles in Plastik und Styropor verpackt – für zu Hause, also „gap baan“, wie es in Thai heißt. Stark beteiligt daran sind auch die aus dem Boden geschossenen Lieferdienste gerade in der Corona-Zeit. In Bangkok allein gibt es 3432 Tonnen Plastikmüll – jeden Tag.

Die Thailändische Regierung scheitert auch bei der Aufklärung. Cindy Tilney vom Magazin Citylife Chiang Mai nach einer Befragung: „ Von zehn befragten Verkäufern waren vier völlig ahnungslos in Bezug auf Plastikmüll und fanden die Verpackungen eben sehr praktisch“. Auch an den Stränden Thailands werden ungeheure Mengen an Plastik angeschwemmt, und manchen Urlaubern macht es nichts aus, zwischen stinkendem Plastikmüll und den eigenen leeren Vodkaflaschen in der Sonne zu liegen. In Thailändischen Urlaubsgebieten ist so eine unglaubliche Sauerei entstanden, die immer wieder durch die Flut an die Strände gespült wird.

Vielerorts sieht man die schwarzen Müllsäcke an der Straße, die von der Müllabfuhr abgeholt werden – meistens jedenfalls. Dann sehen die Straßen wie geleckt aus. Viel Müll findet man allerdings in den Nebenstraßen, den Hinterhöfen oder in Grünflächen gekippt. Die Sorglosigkeit der Thais beim Müll ist tatsächlich Besorgnis erregend.

Plastik: Ein Menschheitsproblem

Das ND schob am 15.07.2020 in einem Artikel zum Thema einen Beitrag ein, der alles sagt: „Der Mensch hat allein in den letzten zehn Jahren mehr Plastik produziert als im gesamten 20. Jahrhundert. Ein Großteil landet im Abfall, und spätestens eine Studie von Ocean Conservancy aus dem Jahr 2017 legte es in aller Deutlichkeit offen: China, Indonesien, Philippinen, Thailand und Vietnam sind gemeinsam für mehr Plastikmüll-Einleitungen in die Weltmeere verantwortlich als alle übrigen Länder zusammen. Neben der zweitgrößten Volkswirtschaft sind es damit vier südostasiatische Staaten, die einen besonders markanten Anteil an dem globalen Problem haben. Dessen Folge: die Abfälle finden sich in den Ozeanen in gigantischen Müllstrudeln zusammen, Wasservögel, Schildkröten und Meeressäuger verenden zuhauf daran und das beim langsamen Zersetzungsprozess entstehende Mikroplastik, das mittlerweile sogar im arktischen Eis nachweisbar ist, gelangt mit dem Fisch in die menschliche Nahrungskette“.

Die bisherige Aufklärung reicht nicht

Von den Kindergärten bis zur Schule werden Kinder mit der Mülltrennung konfrontiert, die so gut wie in der Praxis keine Rolle spielt, weil es zu wenige Möglichkeiten gibt und zu Hause andere Praktiken der Entsorgung mit wenig Nachhaltigkeit vorgelebt werden – inklusive „privater“ Verklappung in Flüsse und das Meer. Trotz der Anstrengungen der Regierung in den letzten Jahren ist kaum damit zu rechnen, dass Thailand sein Müllproblem bald in den Griff bekommt.

Interessierte Medienvertreter/Redaktionen können die Bilder hier anfragen.

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